Eine moderne IT-Abteilung muss so effizient und schnell wie möglich sein. So lautet in den meisten Fällen der Anspruch von CEOs und CIOs an ihre Entwicklerinnen und Entwickler. Diese sind natürlich keine Roboter, die im Gegensatz zu Künstlicher Intelligenz, eigene Ansprüche, Ideen und Bedürfnisse haben. Zudem sollen IT-Projekte so agil wie möglich entwickelt werden, was in erster Linie nach Mehraufwand klingt. Die Frage ist nun, was sind letztendlich die Werkzeuge eines modernen Projektmanagements? Wie können Projekte so umgesetzt werden, dass sie den heutigen Ansprüchen gerecht werden? Eine Lösung ist die sogenannte Design-Thinking-Methodik.
Die Ursprünge des Design Thinking
Bei Design Thinking handelt es sich weniger um eine konkrete Methode des Projektmanagements, sondern vielmehr um das Zusammenwirken vieler Methoden, die sich schon lange bewährt haben. „Design Thinking ist eine systematische Herangehensweise an komplexe Problemstellungen aus allen Lebensbereichen. Im Gegensatz zu vielen Herangehensweisen in Wissenschaft und Praxis, die Aufgaben von der technischen Lösbarkeit herangehen, steht hier der Mensch im Fokus.“ So definiert das Hasso-Plattner-Institut (HPI) der Universität Potsdam die Begrifflichkeit und verfügt sogar über eine eigene School of Design Thinking. Erstmals verwendete der US-Amerikaner David Kelly, Gründer der Innovationsberatung und Design Agentur IDEO, den Begriff ‚Design Thinking‘ in den 80er und 90er Jahren. Seit 2007 wird die Kreativitätstechnik am HPI gelehrt und ist damit in Deutschland angekommen.
Der Grundgedanke des Design Thinking ist, dass sich alle Lebensbereiche gestalten, also designen, lassen. Produkte sind nur dann gut, wenn sie sich an den Bedürfnissen der Menschen orientieren und deren tatsächliche Probleme lösen. Nutzerwünsche und -bedürfnisse sowie nutzerorientiertes Erfinden stehen im Zentrum des Prozesses. Dabei bestimmt die gemeinschaftliche Arbeit maßgeblich den Erfolg eines Projektes. Jedoch sind die meisten Probleme sehr komplex, und daher kann nur ein zielgerichteter kreativer Prozess Erfolg bringen.
Design Thinking in der IT
In der IT wird die Methodik als agile Vorgehensweise in der Umsetzung von Projekten verwendet. Im Zuge der Digitalisierung wird sich die Bedeutung von IT-Abteilungen in Unternehmen grundlegend ändern, teilweise ist das bereits eingetreten. IT-Abteilungen sind weniger ausführende Dienstleister, sondern feste Bestandteile von Unternehmensprozessen und ganzen Abteilungen und vielfältigen Funktionen. Künftig wird die IT abteilungsübergreifend zum Dreh- und Angelpunkt bei der Strukturierung/Optimierung/Organisation von Unternehmensprozessen werden. Aufgabe der CIOs ist es nun, Prozesse weiter zu digitalisieren, Innovationspotential zu erkennen und dies im Unternehmen zu institutionalisieren[1].
Um die dafür nötige Software zu entwickeln, bedarf es einer Methode, die den sich verändernden Ansprüchen gerecht wird. Schon lange wird dabei auf Agilität gesetzt und die Design-Thinking-Methodik bietet die richtige Herangehensweise und die nötigen Werkzeuge.
Folgende Phasen nach der School of Design Thinking des HPI, in dieser oder auch in variabler Reihenfolge, haben sich als sinnbildend herausgestellt:
Das Phasenagile Vorgehensmodell als Methode für Low-Code-Projekte
Als Alternative zu den üblichen Methoden des agilen Projektmanagements hat sich bei Scopeland Technology bei Auftragsprojekten/der Erstellung von Kundenanwendungen das sogenannte Phasenagile Vorgehensmodell etabliert. Nach den Prinzipien des Design Thinking steht auch hier der Mensch im Fokus, im Falle von Low-Code-Projekten sind es die Entwickler und die Anwender. Low-Code-Plattformen ermöglichen eine Softwareentwicklung fast ohne Programmierung, lediglich durch interaktive Konfiguration. Damit können Anwendungen nicht nur schneller erstellt werden, sie sind auch viel näher an den von Anfang an eingebundenen Anwendern und deren tatsächlichen Bedürfnissen und Anforderungen in puncto zu erstellender Anwendung orientiert. Das heißt natürlich nicht, dass Entwickler und Anwender sich ständig gegenseitig über die Schulter schauen. Bei uns hat es sich als am praktikabelsten erwiesen, sich nach dem „Immer-Dienstags-Prinzip“ ein Mal in der Woche zu treffen. So können wöchentlich die laufenden Arbeitsstände direkt am Bildschirm analysiert und die nächsten Schritte besprochen werden.
Die Tools des Design Thinking sind keine Computerprogramme, sondern Post-Its und Stifte, Whiteboards und Stehtische. Nach den sehr variablen Phasen der Design-Thinking-Methode steht stets die Frage im Mittelpunkt „Ist das wirklich das, was wir brauchen?“.
Ganz wichtig beim Phasenagilen Vorgehensmodell ist, dass die Projektleiter beider Seiten mehr Moderatoren als Owner der zu entwickelnden Produkte und Projekte sind. Wenn dies erfolgreich umgesetzt wird, dann eröffnet es den Anwendern ein deutliches Mehr an Einflussnahme-Möglichkeiten als bei herkömmlichen agilen Methoden. Der Anwender ist viel dichter an den eigentlichen Entwurfsprozessen dran, und neue Ideen lassen sich viel schneller auf ihre Umsetzbarkeit und Tauglichkeit prüfen.